Kreisfeuerwehr-Verband Soltau
Aus den Akten des Vorsitzenden und aus den Zeitungen
1920 und 1921
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Böhme-Zeitung Soltau / KFV Heidekreis e. V.
Nach dem Ende des (1.) Weltkrieges dauerte es noch einige Jahre bis die Arbeit im Kreis-Feuerwehr-Verband Soltau wieder aufgenommen wurde. Die Initiative ging im Landkreis Soltau vom (vorkriegs) Vorsitzenden Heinrich Wiegels aus. Am 29. Mai 1920 schrieb er an die Mitglieder des Vorstandes:
Werte Kameraden!
Nachdem die Tätigkeit unseres Verbandes durch den langen Krieg unterbrochen und der Mannschaftsbestand der Wehren zusammengeschmolzen war, wodurch allgemein eine Stockung in den Feuerwehr-Verbänden eingetreten, ist es nun aber wieder an der Zeit, an unsern Aufbau und weiteren Zusammenschluss zu denken.
Ich lade daher als bisheriger Vorsitzender des Kreisverbandes die sämtlichen Mitglieder des Kreisverbands-Vorstandes, also die jeweiligen 1. Führer der Wehren und deren Stellvertreter zu einer Besprechung über den wieder aufzunehmenden Zusammenschluss und einen wieder einzuberufenden Kreis-Feuerwehrtages auf Donnerstag den 3. Juni d. Js. mittags 1 Uhr nach Soltau, Hotel „Stadt Bremen“ ein.
Mit kameradschaftlichen Gruß
Wiegels
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Wie aus diesem Schreiben hervorgeht, war die Verbandsarbeit in den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg nicht nur im Landkreis Soltau sondern wohl allgemein ausgesetzt gewesen. Erst 1920 wurde man wieder aktiv. So lud der Vorstand des Feuerwehr-Verbandes für die Provinz Hannover die Freiwilligen Feuerwehren im Verbandsbezirk zum 27. Feuerwehrtag vom 5. – 7. Juni nach Goslar ein. Außerdem rief der Verband am 01.06.1920 dazu auf, die Kriegschronik einzusenden. Insbesondere galt das für die Wehren, die dies bis zum Stichtag 01. Juni 1920 noch nicht getan hatten. Aufgeführt waren alle säumigen Wehren,
- im Kreis Soltau= Bispingen
- im Kreis Fallingbostel= Buchholz
Die Kriegschronik sollte als Buch herausgegeben werden, in denen u. a. die Namen der gefallenen Kameraden und die Zahl der noch in Kriegsgefangenschaft befindlichen Kameraden erfasst werden sollte. Wenn die säumigen Wehren den letzten Termin nicht einhalten würden, würden die Wehren die Namen der gefallenen Helden ihrer Wehr in der Kriegschronik nicht aufgeführt finden.
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Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Schneverdingen einigte sich der Vorstand am 3.6.1920 auf Schneverdingen als „Vorort“ (= Ort der Veranstaltung) des ersten Feuerwehrtages nach dem (1.) Weltkrieg. Die endgülte Bestätigung, dass die Schneverdinger Wehr das Kreisfeuerwehrfest ausrichten wird, erhielt der Vorsitzende am 10. Juli 1920.
Schneverdingen, den 10. Juli 1920
An den Kreisfeuerwehr-Verband Soltau
Auf das werte Schreiben vom 9. d. Mts. teilt die Wehr ergebenst mit, daß die Tagung des Kreisfeuerwehr-Verbandes am 8. August d. J. im Gasthaus Georg Loose stattfinden kann. Die vorgeschlagene Tagesordnung ist ersichtig gewählt.
1 1/4 Schulübung und Manöver
2 1/2 Vorbesprechung des Gesammten Vorstandes
3 Uhr Feuerwehrtag daran anschließend Umzug durch einzelne Straßen des Orts.
Wir bitten bei der Einladung den Wehren noch bekannt zu geben, daß die Freiwillige Feuerwehr Schneverdingen an diesem Tage ihr 25jähriges Stiftungsfest feiert.
Mit kameradschaftlichen Gruß
Das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr
Schneverdingen
Ropeter
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Daraufhin schrieb Vorsitzender Heinrich Wiegels noch am gleichen Tag die Einladungen an die Wehren, einen Antwortbrief an die Freiw. Feuerwehr Schneverdingen und entwarf die Formulare. Seine handschriftlichen Entwürfe, von denen er ein paar Überexemplare als künftige Vorlage anfertigte, sind in seiner Akte zu finden.
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Kreis Feuerwehr-Verband für den Kreis Soltau
Soltau, den 10. Juli 1920
An sämtliche Freiwillige Feuerwehren des Kreis-Verbandes Soltau
Der VI. ordentliche Feuerwehrtag des Kreisverbandes wird auf Sonntag, den 8. Aug. d. J. nachmittags 3 Uhr nach Schzneverdingen, im Gasthause des Herrn Georg Loose einberufen. Vorher findet um 2 1/2 Uhr eine Besprechung des Gesamtvorstandes statt.
Tagesordnung:
1. Bericht des Vorsitzenden über die verflossenen Verbandsjahre
2. Rechnungsablage
3. Wahl der Rechnungsprüfer
4. Austausch der in den letzten Jahren bei Bränden gemachten Erfahrungen
5. Besprechung feuerwehrtechznischer Fragen
6. Beurteilung der Schulübung und des Manövers
7. Wahl des Versammlungsortes für den nächsten ordentlichen Feuerwehrtages
Der Vorstand spricht die Erwartung aus, daß sich die Kameraden an dem Tage , wo wir nun wieder einmal nach so langer Zeit uns zusammenfinden wollen, zahlreich einfinden, zumal die Freiwillige Feuerwehr Schneverdingen gleichzeitig die Feier ihres 25jährigen Bestehens begeht.
Das anliegende Vollmachts-Formular ist ausgefüllt und unterschrieben von den Delegirten als Ausweis zur Teilnahme an den Verhandlungen mitzubringen.
Mit kameradschaftlichem Gruß
Der Vorsitzende des Kreisverbandes
Wiegels
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Feuerwehr-Verband für den Kreis Soltau
Soltau, den 10. Juli 1920
An das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr Schneverdingen
Anliegend erhalten Sie die Einladung zum VI. Feuerwehrtage nach dort, einschl. eines Vollmachts-Formular, wie solche auch den übrigen Verbandswehren zugestellt sind.
Eine Einladung an die eingeladenen Feuerwehren zur Teilnahme ihrer Mitglieder an den festlichen Veranstaltungen u.s.w. muß von Ihrer Wehr aus erfolgen, wobei Sie dann auch das Tagesprogramm festsetzen wollen. Die Zeit für Schulübung und Manöver bitte auf 1 1/4 Uhr, Besprechung des Vorstandes 2 1/2 Uhr und Feuerwehrtag 3 Uhr anzusetzen.
Um Irrtümer zu vermeiden erwähne (ich), daß zum Verbande die Wehren: Freiw. Feuerwehr Bispingen, Heber, Hützel, Munster. Neuenkirchen, Schneverdingen, Soltau und Fabrik-Feuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn gehören. *) Andere Wehren sind vereinbarungsgemäß nicht einzuladen.
Mit Kameradschaftlichem Gruß
Wiegels, Vorsitzender
*) = In seinem Entwurf hatte Wiegels die Wehren in einer anderen Reihenfolge aufgeschrieben. Im Nachhinein hat er sie durch Ziffern in eine alphabetische Reihenfolge gebracht.
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12 Stück
Abgeordneten-Vollmachten
zum VI. Kreisfeuerwehrtage am 8. August d. J. in Schneverdingen
Die Freiwillige Feuerwehr ................................................
hat ........... aktive Mitglieder, für je 20 oder angefangene 20 ist ein Abgeordneter zu entsenden, daher stehen der Wehr ............................ Abgeordnete zu.
Die Namen der Abgeordneten sind:
......................................, den .................................... 1920
Namen, Bezeichnung und Unterschrift des Hauptmanns der Freiw. Feuerwehr
_________________________ 10 mal
Feuerwehr-Verband für den Kreis Soltau
Soltau, den 10. Juli 1920
An sämtliche Wehren des Verbandes
Um eine Statistik für unseren Kreisverbandstag zu haben ersuche (ich) um gefällige Ausfüllung und umgehende Rücksendung des nachstehenden Fragebogens.
Der Vorsitzende des Kreisverbandes Wiegels
------------------------------------------------
1. Wie viel Mitglieder hatte die Wehr 1.1.1914 ................... (aktive)
2. Wie viel Mitglieder hatte die Wehr 1.1.1920 ................... (aktive)
3. Wie viel Mitglieder sind im Kriege gefallen ..................... (aktive)
Ort und Datum Unterschrift
Das bei Heinrich Wiegels verbliebene Exemplar seines Einladungsschreibens, verwendete er ein Jahr später als Vorlage für seine Einladung zum Kreisfeuerwehrtag 1921, wie aus den mit Bleistift hinzugefügten Änderungen zu erkennen ist.
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Wie von ihm erbeten, reichten die Freiwilligen Feuerwehren den ausgefüllten Fragebogen in laufe des Monats Juli zurück. Nur die Freiwillige Feuerwehr Munster verwendete dafür den vorgefertigten Vordruck, sondern antwortete handschriftlich. Dies vielleicht deshalb, weil man die Namen der Kameraden hinzufügen wollte, da unter den Verstorbenen auch der langjährige Hauptmann Heinrich Bockelmann war.
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Da Heinrich Wiegels im Jahr 1920 auch der Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Soltau war, erhielt er in dieser Eigenschaft auch die an seine Wehr gerichtete Einladung der Freiwilligen Feuerwehr Schneverdingen zu ihrem Stiftungsfest.
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Und auch die in seiner Akte befindliche Einladung der Firma Hermann Koebe aus Luckenwalde hatte Wiegels als Hauptmann der Soltauer Wehr erhalten. Ob er der Einladung gefolgt ist, ist nicht bekannt,.
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Damit dies auf der anstehenden Verbandsversammlung in Schneverdingen beschlossen werden konnte, bewarb sich die Freiwillige Feuerwehr Bispingen am 2. August 1920 beim Vorsitzenden Wiegels um die Ausrichtung der Kreisfeuerwehr-Verbandstages im nächsten Jahr.
Da die Anreise vor einhundert Jahren nicht so einfach war wie heute, dachte man auch an die auswärtigen Kameraden, denen man durch die Doppelveranstaltung einen zusätzlichen Weg nach Bispingen ersparen wollte.
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Bispingen, den 2. Aug. 1920
Herrn H. Wiegels Kreisbeauftr.
Da die Bispinger Freiw. Feuerwehr 1921 ihr fünfundzwanziges Stiftungsfest zu feiern gedenkt, bitten wir recht freundlichst den Kreisfeuerwehr-Verbandstag auch dann in Bispingen abhalten zu wollen. Den auswärtigen Vereinen würde somit ein Weg nach Bispingen erspart werden.
Mit kameradschaftlichen Gruß H. Beeken, Hauptmann
Wenige Tage vor ihrem Stiftungsfest veröffentlichte die Schneverdinger Wehr diese Anzeige in der Böhme-Zeitung:
© Böhme-Zeitung Soltau / Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
Dieser 6. ordentliche Kreisfeuerwehrtag entsprach im Ablauf dem der Feuerwehrtage vor dem Krieg.
Zuerst hielt die Schneverdingen Wehr ihre Schulübung und ihr Manöver ab. Der geplante Ablauf des Manövers liegt heute noch vor.
Der Dachstuhl des Grambeck´schen Kaufhauses, Poststraße, brennt. Die Pflichtfeuerwehr bekämpft das Feuer mit Spritze I im südlichen Dachstuhl, mit Spritze II von der Ostseite (Hofraum) und versucht, mit den Schläuchen im Treppenhause vorzugehen.
Die Freiwillige Feuerwehr bekommt den Auftrag, das Gebäude von der nördlichen Giebelseite anzugreifen und die nördlich davon gelegene Gastwirtschaft Hemsen zu decken.
Windrichtung Ost.
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Um 15 Uhr begann die Verbandsversammlung, die laut Zeitungsbericht von dem Vorsitzenden Heinrich Wiegels mit folgenden begrüßenden Worten eröffnet wurde:
Ich danke namentlich für das zahlreiche Erscheinen, es zeigt dieses doch, daß der alte Korpsgeist hier noch herrscht. Zu dem heutigen 25jährigen Bestehen der Schneverdinger Wehr spreche ich den Schneverdinger Kameraden meinen und den aller Kameraden herzlichsten Glückwunsch aus und wünsche, daß sie auch fernerhin zu Nutz und Frommen (= Ertrag) ihrer Mitglieder eine starke und willige Unterstützung finde. Leider gibt es auch eine ganze Reihe von Kameraden, die nicht mehr unter uns weilen, es sind aus dem Kreisverbande 40 Kameraden gefallen (das sind etwa 10 Prozent aller Feuerwehren des Kreises), sie ruhen nun in fremder Erde und wollen wir ihrer gedenken durch Erheben von den Plätzen.
Es gilt jetzt die Reihen zu schließen. Werben Sie alle für Ersatz, sorgen Sie dafür, daß der alte straffe Zug wieder in die Wehren hineinkommt. Wir wollen und müssen wieder aufbauen, wollen wir, daß die alte Höhe wiederkommt und in diesem Sinne ruf ich allen zu, das gute alte Verhältnis wieder herzustellen unter dem Wahlspruch:
„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.“
Schriftführer Albert Böning verlas dann das Protokoll der letzten (5.) Kreis-Feuerwehr-Verbandstagung vom 26. Juli 1914. Anschließend ging Vorsitzender Wiegels auf die Zeit von 1914 bis heute (1920) ein.
Wir hatten ja in den letzten Jahren infolge des Krieges keine Gelegenheit zusammen zukommen, es ruhte ja fast alles in dieser Beziehung. Die Wehren waren sehr schwach, die Mannschaften zum größten Teil zum Heere eingezogen und so hat eben alles gelitten. Jetzt wollen wir aber versuchen, von frischem aufzubauen dadurch daß wir wieder (unleserlich) und uns über alle Fragen miteinander aussprechen.
Wiegels Notizen zu seinem Bericht sind in seiner Akte erhalten geblieben und können daher hier gezeigt werden. Diese Notizen ergänzte er ein Jahr später noch um die Mitgliederzahlen des Jahres 1921, so dass diese auf dem Dokument bereits enthalten sind.
Nach diesen Notizen erläuterte Wiegels auf der Versammlung in Schneverdingen die Entwicklung bei den Mitgliederzahlen vor und nach dem ersten Weltkrieg. Dazu gab er auch das Ergebnis der im Juli 1920 durchgeführten Abfrage nach den Mitgliederzahlen bei den Freiwilligen Feuerwehren bekannt.
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Den letzten Verbandstag hatten wir am 26. Juli 1914 in Soltau. Dann begann am 01. August der Krieg. Die Reihen der Wehren lichteten sich in besorgniserregender Weise und (es) wurde nach Mittel und Wege gesucht diesen Zahlschwund abzuhelfen. Es wurde die Jugend mobil gemacht, auch selbst die alten Veteranen wieder mit herangezogen, jedoch war der Mannschaftsschwund immer nur ein insgesamt kleiner. Jedoch das Geschick hat es nicht auch gewollt, daß uns während dieser Zeit in besonderer Weise die Feuersnot heimgesucht hat, es waren (...) nur hin und wieder einmal kleinerer Feuer, die über den Rahmen des Entstehungsfeuers nicht hinaus gegangen sind. Auch ist uns durch die im Kreise liegende Militärzahl in bereitwilliger Weise Hilfe geleistet worden.
Der Mitgliederstand der 8 Feuerwehren war
1914 = 426
1920 = 396
Gefallen sind = 40
1914 1920 Gefallene
Soltau 121 114 11
Fabrik Fw. 56 27 4
Heber 43 45 3
Schneverdingen 56 42 8
Hützel 20 20 0
Neuenkirchen 38 53 7
Munster 56 59 4
Bispingen 36 36 3
426 396 40
Bei einzelnen Wehren ist die Mitgliederzahl bereits auch Höher als vorher, andere halten sich etwa. (…) In Betreff der Werbung möchte ich auf eines hinweisen: Es wird Klage geführt über die schlechte Teilnahme aus den besitzenden Klassen. Es ist dieses doch ein betrübendes Zeichen und es ist die Pflicht, daß auch diese den Feuerwehren mehr als bisher beitreten.
Das Protokoll der Versammlung wurde vom Schriftführer Albert Böning wieder ins Protokollbuch des Verbandes festgehalten, so dass es hier gezeigt werden kann. Die Übersetzung des Textes stammt aus den 1990er-Jahren.
Das war am nächsten Tag über den Kreisfeuerwehrtag in Schneverdingen in der Böhme-Zeiotung zu lesen:
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Feier des 25jährigen Stiftungsfestes der Freiwilligen Feuerwehr Schneverdingen verbunden mit der 6. Tagung des Kreisfeuerwehrverbandes für den Kreis Soltau
Schneverdingen, 8. August 1920
Fleißige Hände hatten sich schon vorher überall gerührt um die zahlreichen Guirlanden und Grün den Ort zu schmücken, galt es doch, der Wehr zu zeigen, welches Interesse man den Männern entgegenbringt, die in uneigennütziger Weise dem Wohle ihrer Mitbürger dienen. Diese Anteilnahme der Bevölkerung sollte gewissermaßen der Dank dafür sein, was die Wehr in den nun verflossenen 25 Jahren ihres Bestehens für unseren Ort getan und geleistet hat.
Bei dem denkbar herrlichsten Wetter wurden die in großer Zahl herbeigekommenen Abordnungen der sieben Wehren des Kreises nämlich aus Bispingen, Hützel, Heber, Munster, Neuenkirchen, Soltau (Freiwillige und Fabrikwehr) von der festgebenden Schneverdinger Wehr vor der G. Lohse´schen Gastwirtschaft empfangen und begrüßt. Nach einem Löschtrunk in der Lohse´schen und Heuer´schen Gastwirtschaft zeigte die Schneverdinger Wehr um 1 ¼ Uhr den Gästen Proben ihres Arbeitens an der Spritze, Leiter und im Exerzieren der gesamten Wehr. Im Anschluß hieran fand noch ein Manöver statt. (....)
Die Wehr führte nach dem erhaltenen Befehl das Manöver schnell und sachgemäß und mit Schneid aus. Schon nach 5 Minuten war das erste Wasser auf der etwa 250 Meter von der Spritze entfernten Brandstelle angekommen und wurde von der hochgestellten Leiter in den Brandherd gegeben. Das bei der Uebung aufgeschraubte Strahlmundstück war leider etwas zu groß, infolgedessen gab es nur einen kurzen Strahl. Im übrigen fand aber die vorgeführte Uebung den Beifall der Zuschauer und zeigte, daß die Schneverdinger Freiwillige Feuerwehr auch im Ernstfalle ihren Mann stehen wird.
Der Bericht befasste sich dann mit der Eröffnungsrede des Vorsitzenden und den einzelnen Tagesordnungspunkten der Versammlung. Diese Auszüge hatten wir hier schon an anderer Stelle gezeigt. Die Böhme-Zeitung berichtet dann aber noch zum Ergebnis der Schulübung und zum Manöver der Schneverdinger Wehr:
Bemängelt wurde auch, daß die Absperrmannschaft nicht zur Stelle gewesen sei. Sonst seien die Leistungen in Schulübung und Manöver aber gut gewesen. Die gehaltene Kritik sollte, wie der Vorsitzende betonte, zur Belehrung aller gemacht sein, damit auch alle Kameraden davon lernen könnten. (…)
Nach der Tagung traten die anwesenden Wehren in der durch Los bestimmten Reihenfolge zum Festzuge durch die verschiedenen Straßen des Ortes an. Es beteiligte sich am Umzuge die stattliche Anzahl von 264 Kameraden. Gewiß doch ein Zeichen, daß die auswärtigen Wehren dem Rufe nach Schneverdingen gerne gefolgt waren.
Nachdem der Umzug in der festlich geschmückten Schützenhalle sein Ende gefunden hatte, überreichte der Kreisbrandmeister Wiegels – Soltau den acht Jubilaren der Schneverdingen Feuerwehr Wilh. Ropeter, Herm. Oetjen, Heinr. Gevers, Heinr. Voß, Heinr. Cohrs, Friedr. Böhling, Franz Behnke, Aug. Kruse für 25jährige treue Pflichterfüllung in der Wehr, die vom Provinzial-Feuerwehr-Verband Hannover gestiftete Ehrenurkunde zugleich mit dem herzlichsten Glückwunsche namens des Provinzial-Verbandes. Ein von sämtlichen Kameraden auf die Jubilare ausgebrachtes Hoch beschloß diese erhebende Feier. Darauf wurde unter Musikbegleitung unser schönes Lied „Deutschland, Deutschland über alles“ gesungen.
Nach kurzer Pause forderte die Musik zum Festball auf, die die zahlreichen Teilnehmer in schönster Harmonie noch mehrere Stunden beisammen hielt.
Der Erfolg des Verbandsfestes war ein recht guter zu nennen. Möchte sich der Gedanke in unserem Orte immer weiter Bahn brechen, daß die Freiwillige Feuerwehr stets bereit ist für ihren Wahlspruch „Alle für einen“ voll und ganz einzutreten zum Wohle der Allgemeinheit.
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Diese Werbepostkarte der Firma Joh. Heinrich Schneider aus Kleinschmalkalden bei Leipzig erhielt Vorsitzender Wiegels als Kreisbrandmeister am 13. November 1920. Da er sie in seine Kreisfeuerwehrverbandsakte abgelegt hatte, wird er den Mitgliedswehren wahrscheinlich darüber berichtet haben. Das geht allerdings nicht aus der Akte hervor.
Damit endet in der Akte aber das Verbandsjahr 1920.
1921
Das Jahr 1921 beginnt in Heinrich Wiegels Akte mit dem Antrag der Freiwilligen Feuerwehr Neuenkirchen vom 27. Mai 1921 den Kreisfeuerwehrtag des Jahres 1922 ausrichten zu dürfen, damit dieser Antrag bei der diesjährigen Verbandsversammlung berücksichtigt werden kann. Damit beginnen dann auch die Vorbereitungen für das Kreisfeuerwehrfest 1921.
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An den Herrn Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes für den Kreis Soltau
Unterzeichnete Wehr stellt hiermit den Antrag auf Überlassung eines evtl. 1922 stattfindenden Feuerwehrfestes.
Freiwillige Feuerwehr Neuenkirchen i. L.
Das Kommando
I. A. F. Röhrs, Schriftführer
Neuenkirchen, 27. Mai 1921
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Bispingen, den 28. Mai 1921
An Herrn H. Wiegels
Möchte Sie recht freundlich bitten mir doch 2 Bücher zu senden wo die Kommandos ausführlich drin stehen.
Das Verbandsfest denken wir am 17. Juli zu feiern. Es wird Ihnen doch recht sein.
Hochachtungsvoll
H. Beeken
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Daraufhin antwortete Heinrich Wiegels am 29. Mai 1921:
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19. Mai 1921 H. Bleeken, Hauptmann der Freiw. Feuerwehr Bispingen
Kann Ihnen vorläufig nur 1 Buch übersenden. Der Uebungsplan muß auch erst von dem Kreisfeuerwehrverbande dort beschlossen werden, ob er so angenommen werden soll. Ich bitte mir nun mittteilen zu wollen, wie die Zeiten zu legen sind für die Einberufung des offizielklen Feuerwehrtages. In der Regel ist der Feuerwehrtag um 3 Uhr u. 2 1/2 Uhr vorher Vorstandssitzung. Da muß dann die Schulübung u. das Manöver voran gehen etwa 1 !72 Uhr. Sie müssen die Zeiten nun etwas nach den Zügen einrichten. Ferner teilen Sie mir das Versammlungslokal mit.
Mit kameradschaftlichem Gruß
Wiegels, Vorsitzender des Feuerwehr-Verb. f.d. Kr. Soltau
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Bispingen, den 30. Juni 1921
Werte Kameraden!
Zum diesjährigen Kreisfeuerwehr-Verbandstage, an dem auch gleichzeitig unsere Frw. Feuerwehr ihr 25 jähr. Ju7biläum feiern wird und am 31. Juli stattfindet, ladet hiermit frdl. ein, d. Freiw. Feuerw. Bispingen.
Mit kameradschaftlichem Gruß
Der Vorstand
Festfolge:
11 1/2 - 12 1/2 Uhr: Empfang der Gäste, bei Rickmann Gasthof
1 1/2 Uhr : Beginn der Schulübung, anschl. Manöver
3 Uhr: Deligierten Versammlung in Schwabes Gasthof (vorher Vorstandssitzung)
4 Uhr: Festumzug, darnach Ball bei Rickmann u. Schwabe.
P.S. Um zahlreiches Erscheinen wird höflich gebeten!
Somit stand fest, dass anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Bispingen der 7. Kreisfeuerwehrverbandstag am 31. Juli 1921 in Bispingen stattfinden sollte. Da am gleichen Wochenende aber in Soltau der 1. Kreishandwerkertag des Kreishandwerkerbundes Soltau veranstaltet wurde, hatte der Vortsitzende Wiegels in Erwägung gezogen, den Feuerwehrverbandstag zu verlegen, um den Handwerkern unter den Kameraden die Möglichkeit zu geben in Soltau dabei zu sein. Allerdings war die Bispinger Wehr damit nicht einverstanden, so dass sich die Feuerwehren an diesem Sonntag im Bispinger Gasthaus Schwabe versammelten.
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Bispingen, den 11. Juli 1921
An den Kreisbrandmeister Herrn Wiegels, Soltau
Antwortlich Ihres Schreibens vom 7. Juli muß ich Ihnen leider mitteilen, daß die Feuerwehr-Verbandstagung am 31. Juli nicht umzuändern ist, denn wir haben dieses schon zwei mahl gemacht.
Unsere Musik von Lüneburg wird nicht noch mahl zurücktreten, unser Verein stimmte in der Versammlung einstimmig gegen die Verlägung, ich meine auch der Handwerkstag ist leichter zu verlegen.
M. kameradschaftl. Gruß
H. Beeken, Hauptmann
Daraufhin verschickte Vorsitzender Wiegels die Einladungen an die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Soltau.
Eine Anzeige der Bispinger Wehr in der Zeitung liegt bisher nicht vor.
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Nachdem Heinrich Wiegels am Morgen des 27. Juli 1921 versucht hatte, den Schriftführer des Feuerwehr-Verbandes für die Provinz Hannover in Lüneburg telefonisch zu erreichen, was ihm aber nicht gelang, da Herm. Schäfer verreist war, wandte er sich noch am gleichen Tag schriftlich mit seiner Bitte an ihn.
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Die Antwort schrieb Herm. Schäfer gleich auf die Rückseite des Schreibens von Heinrich Wiegels, das er urschriftlich zurückschickte, so dass es den Vorsitzenden noch rechtzeitig vor der Versammlung erreichte.
Lüneburg, den 28. Juli 1921
Urschriftlich mit dem ergebenen Bemerken zurückgesandt, daß der anliegende Normalübungsplan auch heute zu Recht besteht.
Ich bitte darum, nicht kurzer Hand die für die Provinz Hannover festgesetzten Normalien, nach denen alle Wehren arbeiten, abzuändern, sondern eventuell zuvor beim Vorstande unseres Verbandes Aenderungen in Vorschlag zu bringen.
Mit kameradschaftlichen Gruß!
Der Vorstand des Feuerwehr-Verbandes f. d. Prov. Han.
Im Auftrage: Schaefer, Verbandsschriftführer
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Die Notizen auf diesem Zettel aus Heinrich Wiegels Akte dürfte er vor dem Kreisfeuerwehrtag - vermutlich auf einer zuvor abgehaltenen Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr Soltau - aufgeschrieben haben. Er notierte sich nämlich darauf nicht nur die Mitgliederzahlen der einzelnen Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Soltau, sondern auch die sich daraus ergebende Anzahl der zu entsendenden Delegierten.
Da drunter notierte er sich einige neun Namen; vermutlich von den Kameraden der Soltauer Wehr, die sich auf dieser Versammlung als Delegierte für den Kreisfeuerwehrtag in Bispingen gemeldet hatten.
Außerdem zeichnete Wiegels - vielleicht aus Langeweile - noch eine "Wasserentnahmestelle" auf seinen Notizzettel.
Unten links steht das Datum 30.3.1925, was vielleicht ein früher Hinweis sein kann, dass die Wehr Soltau 1925 den Kreisfeuerwehrtag ausrichten möchte. Darnter steht, dass 81 (Kameraden) bei dieser Versammlung anwesend waren. und noch die Notiz: Es müssen 2 - 3 Leute zum Anleinen zur Fabrik.
Am 31. Juli 1921 begann das Fest mit Schulübung und Manöver. Der Manöverplan hatte folgenden Ablauf vorgesehen:
Bei Nordostwind gerät das Wohnhaus von L. Rüter in Brand. Die Pflicht- und Freiwillige Feuerwehr treten sofort in Tätigkeit. Der Brand ist ziemlich gelöscht, jedoch springt das Feuer nach Wilhelms-Gasthof über, welcher auch sofort von der Freiw. Feuerwehr bekämpft wird. Den Schuppen von L. Rüter und die mit Stroh gedeckten Gebäude von Voigts werden von der Pflicht-Feuerwehr unter Wasser gehalten.
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Wohl wegen der umfangreichen Berichterstattung über den am gleichen Wochenende in Soltau abgehaltenen 1. Kreishandwerkertag berichtete die Böhme-Zeitung erst am Dienstag in einem kurzen Bericht über den Kreisfeuerwehrverbandstag in Bispingen.
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Bispingen. Das 7. Kreisfeuerwehrverbandsfest und 25jährige Jubiläum der freiw. Feuerwehr wurde am Sonntag gleichzeitig in Bispingen festlich begangen. Viele auswärtige Gäste nahmen an der schönen Feier teil. Um 1,30 Uhr begann die Schulübung der Bispinger Feuerwehr auf dem Schulhofe. Diese sowohl wie später die praktische Uebung im Orte, wurde ohne Tadel und mit großer Geschwindigkeit ausgeführt, wie die spätere Kritik im Schwabeschen Gasthaus konstatierte. Bei der nachfolgenden Neuwahl wurde auf Antrag des Hauptmanns Böttcher – Munster der seitherige Vorstand einstimmig wiedergewählt.
Herr Kreisbrandmeister Wiegels – Soltau eröffnete um 3,30 Uhr den Kreisfeuerwehrtag. Nachdem er der Bispinger Feuerwehr die Glückwünsche des Kreisverbandes überbracht hatte, teilte er mit, daß dem Kreisverband augenblicklich 8 Wehren angehören, zugleich betonend, daß dieselben innerhalb einer Entfernung von 7,5 Kilometer unaufgefordert bei einem Schadenfeuer Hilfeleistung ausüben müssten. Die Rechnungsprüfer wurden alsdann, welche sie dem Rechner Entlastung erteilt hatten, wieder gewählt. Weiter erstatteten die einzelnen Wehren: Bispingen, Heber, Hützel, Munster, Neuenkirchen, Schneverdingen und Soltau Bericht, wie oft sie bei Bränden im letzten Jahre zur Hilfeleistung ausgerückt seien. Ebenfalls teilte Herr Kreisbrandmeister Wiegels mit, daß bei einem Brand von über 7,5 Kilometern, wenn Hilfeleistung der anderen Wehren erwünscht sei, dieselben unbedingt durch die Gemeinde-Vertretung herbeigerufen werden müssen. Weiter wurde über das geplante neue Exerzier-Reglement Beschluß gefasst, mit der Ausarbeitung wurden die beiden Soltauer Feuerwehren beauftragt. Einheitliche Signale für alle Verbandswehren sollen ebenfalls eingeführt werden. Nachdem als nächster Tagungsort Neuenkirchen bestimmt war, schloß Herr Kreisbrandmeister den 7. Kreisfeuerwehr-Verbandstag.
Nun stellten sich alle Feuerwehrleute zum Festzuge auf, den unter Vorantritt einer Musikkapelle, eines Trommler- und Pfeifenkorps durch den schön geschmückten Ort seinen Weg nahm zurück zum Gasthaus Schwabe, wo der Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr Bispingen nach kurzer Ansprache ein Hoch auf die auswärtigen Wehren ausbrachte.
Nach Auflösung des Festzuges begann unter großer Beteiligung in zwei Sälen der Festball. Wohl alle Festteilnehmer dürften mit dem Verlauf dieses Festes recht zufrieden gewesen sein.
In der Akte geht es dann mit dem Jahr 1922 weiter.