Kreisfeuerwehr-Verband Soltau

1922 bis 1924

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Soltau, 4.1.22

(vermutlich Abkürzung für Anrede)

Betreff der Satzungen ist in Bispingen beschlossen worden, auf Verbandskosten, für je 10 Mitgl. 1 Exemplar zu beschaffen. Laut anl. Statistik würden somit 45 zu bestellen sein. Ich könnte das besorgen, da ich Dittmann, York unsere F.-Zeitung bezahlen muß.

Gruß A. Böning

Kreisverbands-Wehren

 Soltau Freiw.   126 13 
 Soltau Fabrik  42  4
Heber  43  4
Neuenkirchen  55  6
Munster  72  7
Bispingen  36  4
Hützel  20  2
Schneverdingen  50  5
    45

 

Anmerkung zu dem Hinweis von Albert Böning, dass er Dittmann, Jork noch die Feuerwehr-Zeitung bezahlen muss.:

Im Verlag von Johannes Dittmann in Jork im Alten Land wurde die Hannoversche Feuerwehr-Zeitung herausgegeben, die das Organ des Feuerwehr-Verbandes für die Provinz Hannover und des Kreisbrandmeister-Verbandes für die Provinz Hannover war. Die Zeitung erschien zweimal im Monat jeweils am 1. und am 15. und wurde auch vom Kreisfeuerwehrverband Soltau bezogen. Diese Zeitung, musste Albert Böning noch bezahlen, was er nun mit der Bestellung der Mustersatzungen, die vom gleichen Verlag herausgegeben wurden, verbinden wollte. 

Zwei Beispielexemplare der Hannoverschen Feuerwehr-Zeitung vom 15. Mai 1920 - nur Titelseite - und vom 1. April 1922 - Titelseite und zwei Innsenseiten - zeigen wir hier. 

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Schneverdingen, 7. 2. 22

An Kreisfeuerwehr-Verband zu Händen des Herrn Wiegels, Soltau

Zum Schreiben der Landschaftlichen Brandkasse Hannover vom 22. Januar d. J. betr. Feuerwehr-Unterstützungskasse, erlauben wir uns die Anfrage, in welcher Gruppe die Feuerwehren des Kreises eingereiht werden sollen. 

Da der Kreis die bisherigen Beiträge gezahlt hat, bitten wir, hierzu Stellung zu nehmen.

f. Freiwillige Feuerwehr Schneverdingen

I. A. August Heitmann, Schriftführer

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Am 31. März 1922 teilte die Freiwillige Feuerwehr Neuenkirchen dem Vorsitzenden folgendes mit: 

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Herrn Kreisbrandmeister Wiegels, Soltau i. Han.

Laut Beschluß des Kreisfeuerwehrtages in Bispingen findet der diesjährige Kreisfeuerwehrtag in Neuenkirchen statt, welchen wir nun am 25. Juni zu feiern gedenken u. Ihre gütige Erlaubnis erbitten. Sämmtliche Frwl. Feuerwehren des Kreises sind davon in Kenntnis gesetzt.

Dürfen wir die Frw. Feuerwehr Visselhövede einladen?

Falls die neuen Vorschriften im Fußdienste fertiggestellt sind, bitten wir um Zusendung derselben.

Frw. Feuerwehr Neuenkirchen

I. A. Röhrs, Schriftführer

Neuenkirchen, 31.3.22

Die Freiwillige Feuerwehr Visselhövede durfte dabei sein. Dies geht aus dem Bericht in der Böhme-Zeitung über den Kreisfeuerwehrtag hervor.

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Nachdem die Freiw. Feuerwehr Neuenkirchen sich noch einmal danach erkundigt hatte, wurden die von Albert Böning im Januar als "Satzungen" bezeichneten Drucksachen, bei denen es sich um die beim Verlag Dittmann in Jork bestellten "Normalübungspläne" und um die "Signale" handelte, Anfang April 1922 an die Wehren verteilt.

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Am 16. Juni 1922 wandte sich Vorsitzender Wiegels an die Freiwilligen Feuerwehren Soltau, Freiw.-Fabrik-Feuerwehr Soltau, Munster, Bispingen und Hützel, um die Fahrt eines Sonderzuges nach Neuenkirchen zum Kreisfeuerwehrtag zu organisieren. Dieses Schreiben ist in Wiegels Akte in der Version an die Freiwillige Feuerwehr Soltau vorhanden. 

Ebenfalls am 16. Juni 1922 schrieb er auch gleich an die Verwaltung der Kleinbahn Lüneburg-Soltau-Neuenkirchen, um das Vorhaben anzukündigen.

Die Antworten aus Munster, Hützel und der Fabrik-Feuerwehr Soltau sind in der Akte vorhanden. Für die Freiw. Feuerwehr Soltau hat er dies ja als Hauptmann der Wehr selbst organisiert und ob Bispingen geantwortet hat, ist nicht ersichtlich, die Wehr war aber in Neuenkirchen vertreten.

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Abs. Freiw. Feuerwehr Munster (Lg) - I. A. E. Böttcher

Herrn Wiegels, Vorsitzender des Feuerwehr-Verbandes Kreis Soltau  /..............................

Erl. des Schreibens v. 16. d.M.     Munster, d. 17.6.22

An Herrn Verbands-Vorsitzenden

Die ergebene Mitteilung, daß ca. 25 - 30 Kameraden der Freiw. Feuerwehr Munster an dem Kreis-Feuerwehrtag in Neuenkirchen sich beteiligen werden. Wir fahren um 11 Uhr von hier ab. Ich bitte noch um güt. Mitteilung, ob der Extra-Zug eingelegt wird, da wir dann keine Durchgangskarte nach Frielingen lösen brauchen. 

Mit kameradschaftlichem Gruß Ernst Böttcher

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Freiw. Feuerwehr Hützel                         Hützel, d. 18.6.1922

Dem Vorsitzenden des Kreisverbandes Herrn Wiegels, Soltau

Auf Ihr Schreibgen vom 16. Juni teilen wir mit, daß sich an dem Fest in Neuenkirchen am 25. d. Mts. von hiesiger Wehr 25 Kameraden mit etwa 5 bis 8 daran beteiligen werden. 

Das Kommando der freiw. Feuerwehr 

I. A. Heinr. Müller, Schriftführer

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Soltau, 20. Juni 22

An den Vorstand des Feuerwehr-Verbandes für den Kreis Soltau Herrn H. Wiegels

Von unserer Wehr werden voraussichtlich 14 Fahrgäste den Zug nach Neuenkirchen benutzen.

(Stempel der Wehr)

Westermann

 

Den 8. Kreisfeuerwehrtag richtete am 25. Juni 1922 die Freiwillige Feuerwehr Neuenkirchen aus. Dazu wurde in den Tagen vorher mit einer Anzeige in der Böhme-Zeitung eingeladen.

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Der Übungsplan gab für diesen Tag vor:

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Im Hause des Bäckermeister Drewes (I) ist im Obergeschoß Feuer ausgebrochen und hat bei Eintreffen der Wehr den ganzen Dachstuhl ergriffen, ebenfalls die Treppe. Die Freiwillige Feuerwehr erhält die Aufgabe, zunächst das daneben stehende Stallgebäude (II) zu halten und gibt dementsprechend Wasser. Das Stallgebäude (II) ist jedoch nicht zu halten und es kommt nun die Aufgabe das Schulgebäude (III) zu schützen.

Das Kaufhaus Wrede (IV) wird von der Pflichtfeuerwehr unter Wasser gehalten. Im Obergeschoß bei Drewes (I) sind noch Menschen und Wertsachen zu retten, welches von der Steigerabteilung ausgeführt wird, bei dieser Arbeit wird ein Steiger verletzt und von dem Sanitätsdienst verbunden.

Heinrich Wiegels hatte sich sowohl auf der Rückseite des Übungsplanes als auch auf einem weiteren Blatt Papier Notizen über den Ablauf der Schulübung und des Manövers gemacht, um sie später bei der Manöverkritik zur Hand zu haben.

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Am Dienstag, den 27. Juni 1922 erschien in der Böhme-Zeitung ein ausführlicher Bericht über den Kreisfeuerwehrtag in Neuenkirchen.

© Böhme-Zeitung Soltau / Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Böhme-Zeitung Soltau / Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
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8. Kreis-Feuerwehrtag in Neuenkirchen

Bei recht günstigem Wetter stand am Sonntag im festlich geschmückten Neuenkirchen, dessen Wehr auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken konnte, der 8. Kreis-Feuerwehrtag des Feuerwehrverbandes für den Kreis Soltau statt. Mit dem Extra-Zug der Kleinbahn Soltau-Neuenkirchen, zu Wagen und per Rad waren die Kameraden aus allen Teilen des Kreises Soltau und dem Nachbarort Visselhövede eingetroffen, sie wurden mit Musik empfangen und zum Tödterschen Festlokal geleitet.

Inzwischen hatte die Neuenkirchener Wehr unter Führung ihres Hauptmannes Euhus auf dem Uebungsplatze gegenüber dem Kriegerdenkmal Aufstellung genommen und führte eine Schulübung und im Anschluß daran ein Manöver vor, die beide recht gut ausgeführt wurden. Der Uebungsplan des Manövers war folgender: 

Im Hause des Bäckermeisters Drewes ist im Obergeschoß Feuer ausgebrochen und hat beim Eintreffen der Wehr den ganzen Dachstuhl ergriffen, ebenfalls die Treppe. Die Freiwillige Feuerwehr erhält die Aufgabe, zunächst das danebenstehende Stallgebäude zu halten und gibt dementsprechend Wasser. Das Stallgebäude ist jedoch nicht zu retten und es kommt nun die Aufgabe das anstoßende Schulgebäude zu schützen. Das Kaufhaus Wrede wird von der Pflichtfeuerwehr unter Wasser gehalten. Im Obergeschoß bei Drewes sind noch Menschen und Wertsachen zu retten, welches von der Steigerabteilung ausgeführt wird. Bei dieser Arbeit wird ein Steiger verletzt und von dem Sanitätsdienst verbunden.

Nach beendigtem Manöver wurde von 2 1/2 - 3 Uhr eine Vorstandssitzung abgehalten, an die sich dann die Delegiertensitzung im Schlüter`schen Saale anschloß. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde die Anwesenheit der einzelnen Vereine festgestellt. Es waren sämltliche Wehren des Kreises vertreten und zwar:

 Freiw. Feuerwehr Soltau durch 6 Deleg. 117 Mitgl.
Fabrik-Feuerwehr Soltau durch 3 Deleg.

 42 Mitgl.

Freiw. Feuerwehr Schneverdingen durch 3 Deleg.  50 Mitgl.
Freiw. Feuerwehr Munster durch 4 Deleg.  70 Mitgl.
Freiw. Feuerwehr Neuenkirchen durch 3 Deleg.  52 Mitgl.
Freiw. Feuerwehr Heber durch 3 Deleg.  43 Mitgl.
Freiw. Feuerwehr Bispingen durch 2 Deleg.  36 Mitgl.
Freiw. Feuerwehr Hützel durch 2 Deleg.  33 Mitgl.

 

Der Vorsitzende, Kreisbrandmeisgter Wiegels dankte zu Beginn der Tagung der Neuenkirchener Wehr für den freundlichen Empfang, dem Herrn Landrat Dr. v. Rappard für sein Erscheinen und begrüßte dann noch die Neuenkirchener Gemeindevertretung. Dem vom Vorsitzendem erstattetem Bericht des Vorstandes über das letzte Verbandsajhr entnehmen wir, daß der Kreis-Feuerwehrband zur Zeit 8 Wehren mit 443 Mitgliedern zählt gegen 8 Wehren mit 453 Mitgliedern im vorigen Jahre. Die einzelnen Wehren haben größere Brände nicht gehabt, sodaß dieselben auch wohl nicht sehr stark in Anspruch genommen wurden. Die auf der letzten Tagung in Bispingen beschlossene Annahme der vom Provinzial-Feuerwehrverband herausgegeben neuen Uebungsordnung ist wohl im allgemeinen schon durchgeführt und die alten Kommandos den neuen angepaßt worden.

Das Protokoll der vorjährigen Tagung am 31. Juli in Bispingen wurde alsdann vom Schrift- und Kassenführer Kameraden Böning verlesen und ohne Einrede genehmigt. Hieraufr wurde noch dem Bericht über den Stand der Kassenverhältnisse entgegengenommen. Die Rechnung war von den Kameraden Eickhoff und Rodehorst geprüft und in bester Ordnung befunden worden, sodaß der Vorsitzende dem Schrift- und Kassenführer Entlastung erteilen und ihm den Dank für seine mühevolle Arbeit aussprechen konnte. An Stelle der bisherigen Rechnungsprüfer Westermann und Rieckmann wurden die Kameraden Eickhoff und Rodehorst gewählt. (Anmerkung: Muss umgekehrt gewesen sein, da Eickhoff und Rodehorst die Kasse zuvor geprüft hatten)

Austausch der bei den Bränden im letzten Jahgre gemachten Erfahren. Hierzu wurde noch mitgeteilt, daß der Schneverdinger Feuerversicherungsverein der Heberer Wehr 500 Mark als Prämie für die geleisteten Feuerlöschdienste zur Verfügung gestellt hat. Die Neuenkirchener Wehr hatte einen kleinen Hausbrand zu löschen und dann den Brand des Wilkeschen Hauses, bei dem insgesamt 9 Spritzen in Tätigkeit getreten waren. Die Soltauer Wehren hatten im verflossenen Jahre nur den Bostelmannschen Hausbrand zu löschen, bei dem die Alarmierung leider nicht so geklappt habe wie es doch wünschenswert sei. Es seien jedoch jetzt Vorkehrungen getroffen, um für die Zukunft besser gerüstet zu sein. Ferner wurden die Soltauer Wehren noch einmal alarmiert, es brauchte aber nur die städtische Pflichtfeuerwehr in Tätigkeit zu treten und zwar bei einem Brande in Wolterdingen.

Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß der ganze Kreis Soltau ziemlich günstig in bezug auf die Anzahl der stattgehabten Feuersbrünste abgeschnitten hat.

Der Vorsitzende gab hierauf noch das Urteil des Gesamtvorstandes über Schulübung und Manöver bekannt. Die Note für das Exerzieren lautete sehr gut und zeuge von einer straffen Organisation und guten Leitung der Wehr. Auf einige kleinere Mängel bei den Kletterübungen wurde hingewiesen, auch sollten diese Uebungen nacheinander gemacht werden und nicht gleichzeitig mit der Exerzier-Uebung, damit alle Kameraden an der vorgeführten Sache lernen könnten. Im Übrigen war die Uebung als „gut“ anzusprechen.

Bei dem vorgeführten Manöver wurde gerügt, daß der Schlauchwagen zur Brandstelle rückte und den Schlauch zur Spritze legte, während es doch umgekehrt sein sollte, bei den in Neuenkirchen vorhandenen neuen Schlauchkuppelungen ginge es wohl noch, doch sei dieser Weg bei den gewöhnlichen Verschraubungen der Schläuche nicht angängig. Also immer von der Spritze ab den Schlauch legen.

Die Anschaffung einiger Schlauchbrücken sei zu empfehlen, um auch bei Bränden mal größere Wagen über die Schläuche führen zu können. Die Schlauchleger führten ihre Arbeiten sonst gut durch. Auch die Spritze hat gut gearbeitet, zu empfehlen sei aber noch die Anschaffung eines kleineren Strahl-Mundstücks. Das Gesamturteil für das Manöver muß als ein gutes bezeichnet werden und konnte deshalb der Vorstand der Wehr auch seine allgemeine Zufriedenheit mit dem Gebotenen aussprechen. 

Der Hauptmann der Neuenkirchener Wehr dankte für das der Wehr gespendete Lob zugleich versprechend, die vorgebrachten Mängel abzustellen.

Als Festort für den nächsten Kreis-Feuerwehrtag wurde Hützel gewählt.

Herr Landrat Dr. von Rappard gab seiner Freude Ausdruck, die Wehr nach 10jährigem Bestehen in so guter Verfassung anzutreffen und bat alle Kameraden, der guten Sache auch fernerhin ihr größtes Interesse widmen zu wollen. Gerade jetzt haben die Wehren eine so große Bedeutung, und doch stehen so viele teilnahmslos bei Seite, weil das Interesse für den Nachbarn sehr nachgelassen hat. Dadurch wird aber die Arbeit der Wehren eine stärkere und wichtigere und eben deshalb müssen die Wehren noch möglichst viele neue Mitglieder zu werben suchen. Auch müssen die Gemeinden mehr darauf sehen, daß die Wasserverhältnisse gebessert werden, heute bei den kolossal gestiegenen Wertobjekten ist dieses von sehr großer Bedeutung; denn wer heute abbrennt, macht immer noch Schaden trotz Versicherung. Sind aber gute Wasserverhältnisse allerorten geschaffen, dann werden die Wehren auch zum Segen ihrer Gemeinden wirken. Herr Landrat schloß seine Ausführungen mit dem Wunsche, daß die Tagung einen weiteren guten Verlauf nehmen möge!

Im weiteren Verlauf der Aussprache gab Kamerad Haase die Anregung, für die Sanitäter der Wehren einen Kursus in gedrängter Form, vielleicht an 3-4 Sonntagsvormittagen in Soltau abzuhalten. Es sei die Ausbildung im Interesse der einzelnen Wehren doch nur von Vorteil. Der Vorsitzende bat diese Anregung in den Wehren zu besprechen und möglichst schon in den nächsten 3-4 Wochen dem Kameraden Haase direkt Nachricht zu geben, der dann das Weitere schon veranlassen werde.

Der Hauptmann der benachbarten Freiwilligen Feuerwehr Visselhövede sprach sich auch noch sehr für die Beschaffung von Wasseranlagen für die Wehren aus, um für dieselben an möglichst vielen Stellen sofort Wasser im Notfalle zu haben. In Visselhövede hätten die verschiedenen Fabriken bereits zugesichert und stellten Wasser im gewissen Umkreise um dieselben herum im Notfalle zur Verfügung. 

Es müsse in dieser Beziehung noch viel mehr getan werden, auch durch Lokomotive, Elektromotore etc. Die Hauptsache ist ja im Notfalle stets Wasser. Auch der Vorsitzende, Kamerad Wiegels, trat recht warm dafür ein, daß namentlich die Landgemeinden noch viel mehr im eigensten Interesse für Wasserstellen sorgen müssten, denn wenn heute jemand abbrenne, so mache er ja doch noch Schaden dabei trotz Versicherung.

Der Vorsitzende schloß die anregend verlaufene Tagung mit einem Hoch auf die Neuenkirchener Wehr, die auch fernerhin blühen, wachsen und gedeien möge und dem Ruf: „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr in Hützel!“

Hierauf ordneten sich die Teilnehmer zum Festzuge, der sich durch den festlich geschmückten Ort bewegte und schließlich sein Ende im Schützenhause fand. Dort hielt, nachdem Kamerad Hauptmann Euhus namens der Neuenkirchener Wehr nochmals alle herzlich willkommen geheißen hatte, der Beigeordnete Hauptlehrer Kruse eine kurze kernige Rede auf die Feuerwehren, die mit großem Beifall aufgenommen wurde. Frl. Freitag trug dann noch einen sinnigen Prolog vor. Zum Schlusse brachte der Vorsitzende des Kreisverbandes, Kamerad Wiegels, noch den Dank der Gäste dar.

Mit dem anschließenden Festballe, der die Kameraden noch viele Stunden beisammen hielt, fand das in allen Teilen wohlgelungene Fest seinen Abschluß.

Damit ist das Verbandsjahr 1922 in Wiegels Akte fast abgeschlossen. Darin befindet sich unter diesem Jahr allerdings noch ein Schreiben des Kreisbrandmeisters aus dem Kreis Wittlage vom 7. Juli 1922, in dem dieser seine Kandidatur für den Vorstand des Provinzial-Feuerwehrverbandes bekannt gibt. Außerdem ein 5-seitiger Text über Überlandzentralen, worauf Wiegels auf der 1. Seite oben rechts vermerkt hat: Vortrag Müller, Celle. Diesen Vortrag hat Wiegels offensichtlich in die falsche Akte abgeheftet, denn beim Kreisfeuerwehrtag in Neuenkirchen wurde kein entsprechender Vortrag gehalten. Er passt aber zu einem Schreiben Wiegels vom 21.11.1921, das sich in seiner Akte "Kreisbrandmeister-Correspondenz" befindet und daher hier im Museum unter "Der Soltauer Kreisbrandmeister 1920 bis 1927" zu finden ist.

1923 und 1924

Aus dem Jahr 1923 findet man nur wenige Schriftstücke in der Akte des Verbandsvorsitzenden, denn in diesem Jahr fiel der Kreisfeuerwehrverbandstag aus. Die Gründe dafür gehen aus einem Brief vom 20. April 1923 hervor. Heinrich Müller, der Hauptmann der für die Ausrichtung zuständigen Freiwilligen Feuerwehr Hützel schrieb darin an den Vorsitzenden:

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Hützel, den 20. April 1923

An den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Herrn Kreisbrandmeister Wiegels, Soltau

In der im Feb. ds. Jhrs. abgehaltenen Generalversammlung der freiw. Feuerwehr Hützel schieden aus der Wehr der bisherige Führer Chr. Garbers und dessen Stellvertr. H. Tödter aus. An ihre Stelle wurde H. Müller zum Hauptmann und H. Neben zu dessen Stellvertreter gewählt.

Ferner beschloß die Wehr in (der) Versammlung am 14.4.23 folgenden Antrag an den Kreisfeuerwehrverband zu stellen:

Die unterzeichnete freiw. Feuerwehr bittet den Beschluß des letzten Verbandsfeuerwehrtages in Neuenkirchen, im kommenden Sommer den Feuerwehrtag in Hützel abzuhalten, auf nächstes Jahr (1924) verlegen zu wollen. Es ist der Wehr unmöglich, bei den augenblicklichen Verhältnissen die Kameraden der Wehren des Kreises nach hier einzuladen, da für dieselben nicht einmal genügend Unterkunft gewährleistet werden kann. Auch lehnen die Gastwirte die Beschaffung eines Zeltes wegen der damit verbundenen großen Unkosten ab.

Indem ich Sie bitte, den Antrag der Wehr genehmigen zu wollen, zeichne Ihrer umgehenden Antwort entgegensehend im Namen der freiw. Feuerwehr Hützel

Hochachtungsvoll, Heinrich Müller, Hauptmann

Nachdem Vorsitzender Wiegels auf dieses Schreiben zwei Monate lang nicht reagierte, schrieb Heinrich Müller erneut an ihn. Als Grund für diesen Antrag wurde die Wirtschaftskrise und die damit verbundene Inflation angegeben.

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Hützel, den 29.5.23

An Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Herrn Wiegels, Soltau

Auf den Antrag der hiesigen freiw. Feuerwehr vom April d. Jhrs. zwecks Verlegung des Verbandsfeuerwehrtages in Hützel auf das Jahr 1924 ist bisher noch keine Antwort hier eingetroffen.

Im Namen der unterzeichneten Wehr bitte ich daher dringend mich doch umgehend den Beschluß des Verbandsvorstandes über die Angelegenheit bekannt geben zu wollen. 

Im Namen der freiw. Feuerwehr Hützel

Heinr. Müller, Hauptmann

Diesmal antwortete Heinrich Wiegels sofort, wollte aber nicht, dass der Kreisfeuerwehrtag 1923 ausfällt.

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Daraufhin ließ sich diesmal die Hützeler Wehr mehr als zwei Monate Zeit und sagte dann kurzerhand von sich aus den Kreisfeuerwehrtag endgültig ab. Darüber muss Heinrich Wiegels wohl sehr verärgert gewesen sein, er antwortete nicht - jedenfalls geht das nicht aus seiner Akte hervor.

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Hützel, den 13. August 1923

An den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Herrn Wiegels, Soltau

Laut Beschluß der freiw. Feuerwehr Hützel lehnt dieselbe die auf den letzten Verbandstage in Neuenkirchen unter Vorbehalt angenommene Abhaltung des Verbandsfeuerwehrtages für 1923 in Hützel hiermit wegen der heutigen ernsten Verhältnisse ab.

Die Wehr ist bereit, im nächsten oder übernächsten Jahre, falls sich die Zeiten wieder etwas normaler gestalten, den Verbandstag hier abzuhalten.

Freiw. Feuerwehr Hützel, H. Müller, Hauptmann

Daraufhin fiel der Verbandstag 1923 aus.

Wie aus dem späteren Schriftverkehr (1924) zwischen Wiegels und Müller hervorgeht, führte die Absage des Verbandstages 1923 zu einer ernsten Verstimmung zwischen den beiden. Jedenfalls wurde die Tonart rauer. In der Akte des Vorsitzenden befindet sich kein weiteres Schriftstück aus dem Jahr 1923, so dass es dort erst mit einem weiteren Schreiben der Freiwilligen Feuerwehr Hützel vom 1. Mai 1924 weiter geht. Allerdings in einer ganz anderen Angelegenheit.

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Hützel, den 1. Mai 1924

Herrn Brandmeister Wiegels.

In unserer letzten Versammlung wurde in Anregung gebracht, das den Mitgliedern, die 25 Jahre in der freiw. Feuerwehr sind, ein Ehrenabzeichen zusteht. Wir haben jetzt 9 Mann, die dafür in Frage kommen, und sind im Jahre 1898 als die Wehr gegründet wurde, beigetreten. Ich werde dessen Namen (falls nötig) kurz aufführen.

1. Chr. Bockelmann, 2. Heinr. Tödter, 3. Chr. Garbers, 4. Heinr. Gellersen, 5. W. Brunkhorst, 6. Joh. Wedermann, 7. Heinr. Witte, 8. Heinr. Garbers, 9. Th. Kröger.

Falls obiges zutrifft, bitte ich ergebenst weiteres veranlassen zu wollen.

Mit kameradschaftlichem Gruß

H. Peper, Schriftführer der freiw. Feuerwehr Hützel

Die Antwort des Vorsitzenden fiel barsch aus. Im letzten Satz erkundigte er sich dann aber noch nach der Aussrichtung des Kreisfeuerwehrtages. 

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Die Antwort aus Hützel ließ knapp zwei Wochen auf sich warten. Da Hützel darin auch auf die Ausrichtung für 1924 zugunsten von Soltau "verzichtete", folgte diesmal ein längeres Antwortschreiben des Vorsitzenden, in dem er die Freiw. Feuerwehr Hützel zur Ausrichtung aufforderte.

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Hützel, 19 Mai 1924

An den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Herrn Wiegels, Soltau

Die hiesige freiw. Feuerwehr wird auf den Verbandstag in diesem Jahre zu Gunsten der Soltauer Wehr verzichten, da die Solt. Wehr ja, wie Sie früher schon mitteilten, zugleich ihr Jubiläum feiert.

Freiw. Feuerwehr Hützel, H. Müller, Hauptmann

Seine Antwort hat Heinrich Wiegels zwar mit Schreibmaschine geschrieben, allerdings hat er nur sehr dünnes Durchschlöagpapier verwendet, das er beidseitig verwendet hat. Dadurch ist der Text nur schwach zu lesen. Wie haben ihn daher der besseren Lesbarkeit wegen noch einmal abgeschrieben.

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
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Kreisfeuerwehr-Verband des Kreiseses Soltau                                      Soltau, den 26. Mai 1924

An das Kommando der Freiw. Feuerwehr H Ü T Z E L 

In Erwiderung Ihres Schreibens v. 19. d. Ms. muss Ihnen entgegnen, dass Sie sich in einem grossen Irrtum befinden. Die Freiw. Feuerwehr Soltau hat kein Jubiläum *) und hatte auch garnicht die Absicht in diesem Jahre den Verbandstag zu übernehmen. Es ist nur auf der letzten Generalversammlung der Wehr angeregt, für den Fall, dass Hützel in diesem Jahr den Verbandstag nicht übernehmen könne, dann um überhaupt die Feuerwehrtage wieder aufleben zu lassen, vielleicht Soltau den Tag übernehmen könne. So ist der Sachverhalt.

Es wird allgemein nicht verstanden, dass Hützel solche Weigerungen macht, Sie waren bereits im Vorjahre daran, und haben schliesslich durch das Vorschützen eines fehlenden Festlokals sich darum gedrückt, und nun wird in diesem Jahre dieselbe Politik befolgt, dass ist nicht angängig, Sie müssen den Verbandstag dort abhalten. 

Die Festlokalfrage kommt erst in zweiter Linie, ein Raum wo 20 - 30 Personen die Sitzung abhalten können wird ja doch wohl zur Verfügung stehen, und für das Manöver die Hauptsache mit brauchen wir kein Lokal. Wenn Sie dann keine grosse Feier veranstalten wollen, steht dies ja bei Ihnen, davon hängt der Verbandstag nicht ab. Es ist von vornherein bei Gründung des Kreisfeuerwehr-Verbandes betont, dass keine grosse Feste veranstaltet werden sollen, wenn das nun von einzelnen Wehren in etwas grösseren Rahmen geschehen, so  ist das ja deren Privatsache, darauf brauchen die einzelnen Verbandswehren keine Rücksicht zu nehmen. Es ist dann ja auch Sommer und man ist ja auch nicht an geheizte Räume gebunden. 

Die Verbandstagungen sollen seine Vergnügungsfeste sein, sondern dazu diesen, das Feuerwehrwesen im Kreise zu fördern, die einzelnen Wehren durch gemeintschaftliche Beratungen belehren, und durch Vorführungen von Manövern auf evtl. Verbesserungen aufmerksam zu machen, dass soll unser Zweck und Ziel sein, und nicht die Veranstaltungt grosser Volksfeste.

Der Vorstand spricht die Erwartung aus, dass Sie sich umgehend entschliessen, den Verbandstag dort unterzubringen und ersucht um baldige Benachrichtigung wann derselbe stattfinden kann.

Der Vorstand, Wiegels, Vorsitzender

*) Den Irrtum in Bezug auf das Soltauer Jubiläum hatte tatsächlich aber nicht Hützel sondern Vorsitzender Wiegels selbst begangen. In seinem Schreiben vom 30. Mai 1923 hatte er den Hützeler Kameraden nämlich selbst mitgeteilt: " Da wir (= FF Soltau) im nächsten Jahre (also 1924) unser 55. Jubiläum haben, so wollen wir dann unsern Kreisfeuerwehrtag nehmen". 

Das 55-jährige Jubiläum hatte die Freiw. Feuerwehr Soltau aber eben gerade in dem Jahr 1923 gehabt. Entweder hatte sich Heinrich Wiegels um ein Jahr vertan, was eher unwahrscheinlich ist. Vermutlich hatte er beim Schreiben des Briefes vom 30.05.1923 bemerkt, dass seine Wehr in diesem Jahr (1923) das 55-jährige Bestehen hätte feiern können. Die Feier nach diesen Streitigkeiten nun 1924 nachzuholen, wäre sicherlich - auch führ ihn persönlich - peinlich gewesen, denn bei solchen Jubiläen wird das aktuelle Jahr immer dem Gründungsjahr gegenübergestellt, und spätestens dann wäre es jedem klar gewesen, dass das Jahr nicht stimmt. 

In seinem Antwortschreiben weist auch der Hauptmann der Hützeler Wehr darauf hin, dass Wiegels selbst das Jubiläum erwähnt hatte. Allerdings schreibt er darin etwas vom 50-jährigen, was nun wiederum gar nicht zutrifft. Es wird deutlich, dass die beiden Kontrahenten ziemlich zerstritten sind.

Anmerkung zu dem übertragenen Text: Der Brief enthält mehrere Schreib- bzw. Tippfehler, die weitestgehend übernommen wurden. Diese Fehler wurden nur dann korrigiert, wenn sich sonst der Sinn nicht ergeben hätte.

Aus diesem Schreiben von Heinrich Wiegels geht aber auch hervor, dass die Bedeutung der Kreisfeuerwehr-Verbandstage darauf beruhte, dass die einzelnen Verbandswehren diesen Tag der Reihe nach durchführen sollten, damit alle Freiwilligen Feuerwehren reihum einmal zeigen sollten, was sie können, um ihnen dann aber auch Verbesserungsvorschläge und Anregungen geben zu können. Daher behaarte Wiegels wohl darauf, dass jetzt Hützel an der Reihe sein sollte.

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Hützel, den 4. Juni 1924

An den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehr-Verbandes Herrn Wiegels, Soltau

Auf Ihr Schreiben vom 26.05. erwidere (ich) Ihnen, daß der große Irrtum, in welchem sich die freiw. Feuerwehr Hützel befinden soll, nicht besteht. Nachdem Sie im vergangenen Sommer mir schrieben, daß der Verbandstagt in Hützel abzuhalten, weil 1924 die Soltauer Wehr in Frage käme welche zugleich ihr 50jähriges Jubiläum habe, behaupten Sie jetzt das Gegenteil.

Ferner teile (ich) Ihnen mit, daß die freiw. Feuerwehr Hützel keine Drückerpolitik befolgt, sich überhaupt noch nie eine Drückerei zuschulden kommen ließ, sondern stets ihren Mann gestanden und manchels Lob gemacht hat.

Bevor ich überhaupt mit meiner Wehr über die Verbandsfrage verhandeln kann, wollen Sie bitte in einer andern, möglichst höflicheren Tonart Ihren schriftlichen Verkehr mit derselben einrichten. Ihr jetztiges Verhalten gegenüber der Wehr trägt nur dazu bei, Ihr hier schon stark erschüttertes Vertrauen als Leiter des Verbandes zu fördern. 

Bevor ich Ihnen endgültigen Bescheid über den Verbandstag zukommen lassen kann, bitte ich, mir umgehend eine Abschrift der Statuten des Kreisverbandes, wenn auch nur leihweise, zukommen zu lassen.

Der Vorstand der freiw. Feuerwehr Hützel, H. Müller Hauptmann

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Ob die beiden sich vor oder während der Verbandsversammlung ausgesprochen haben bleibt ungewiß. Fest steht allerdings, dass jetzt Schwung in die Sache kam, denn nachdem man die Satzung vom Vorsitzenden erhalten hatte beschloss die Hützeler Wehr, den Verbandstag 1924 am 31. August in Hützel abzuhalten, was vom Vorsitzenden „zur Kenntnis“ genommen wurde.

So fand zu guter Letzt der 9. ordentliche Feuerwehrtag des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau am 31. August 1924 im Gasthaus Köster in Hützel statt. 

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Hützel, 15. Juli 1924

An den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Herrn Wiegels, Soltau

Anliegend übersende (ich) Ihnen die Satzungen des Verbandes zurück.

Die freiw. Feuerwehr Hützel hat beschlossen, den diesjährigen Verbandstag am 31. August in Hützel abzuhalten und bitte ich, falls Einwendungen gegen obigen Zeitpunkt gemacht werden sollten, mir dieselben umgehend mitteilen zu wollen.

Freiw. Feuerwehr Hützel, H. Müller, Hauptmann

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Abs. H. Müller, Hützel

An den Vorsitzenden des Feuerwehr-Verb. Herrn Wiegels, Soltau  .........

Hützel, 30.7.24

Dem Vorsitzenden des Feuerwehr-Verbandes Herrn Wiegels, Soltau.

Antwortlich Ihres Schreibens von heute teile (ich) mit, daß die Tagung der Wehren am 31.8. im Lokale Gastwirtschaft von H. Köster stattfindet. 3 Uhr / Vorstandssitzung 2 1/2 Uhr. / Übung, Manöver 1 1/2 Uhr.

Mit kam. Gruß, H. Müller, Hauptmann

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

Nachdem das alles nun geklärt war, konnte Vorsitzender Wiegels am 31. Juli 1924 die Einladung des Kreisfeuerwehrverbandes zum Feuerwehrtag 1924 in Hützel mit der Tagesordnung für die Verbandsversammlung (Besprechung des Gesamtvorstandes) verschicken.

Anhand der mit Bleistift hinzugefügten Änderungen erkennt man, dass Wiegels dieses Einladung als Vorlage für die Einladung 1925 verwendet hat. 

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Und auch die Freiwillige Feuerwehr Hützel verschickte am 5. August 1924 ihre Einladung mit ihrem Programm für diesen Tag an alle Freiwilligen Feuerwehren. In Wiegels Akte befindet sich die, die er als Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Soltau erhalten hat. Wie daraus ersichtlich ist, hatten sich die Kameraden in Hützel nun doch dazu entschlossen, den Feuerwehrtag auch mit einem Umzug durch den Ort und einem Ball zu begehen. Außerdem wurde etwa zehn Tage vorher mit einer großen Anzeige in der Böhme-Zeitung zum Kreisfeuerwehr-Verbandsfest nach Hützel eingeladen.

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Böhme-Zeitung Soltau / Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

Im Protokoll dieser Verbandsversammlung wird der vorausgegangene „Streit“ nicht erwähnt.

Im Bericht der Böhme-Zeitung, der fälschlicher Weise mit 8. Feuerwehr-Verbandstag in Hützel, am 31. August 1924. überschriebnen war (tatsächlich war es der 9. Verbandstag) wird nur erwähnt, dass der Verbandstag 1923 ausfallen musste. Über den Verbandstag wurde in der Zeitung wieder ausführlich berichtet.

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8. *) Feuerwehr-Verbandstag

in Hützel, am 31. August 1924

*) tatsächlich war es aber der 9. ) 

Zu einer wichtigen, das Feuerlöschwesen fördernden, die Kameradschaft innerhalb und zwischen den freiwilligen Feuerwehren stärkenden Tagung waren gestern über 200 Feuerwehrleute der 8 im Kreise stehenden freiwilligen Wehren in Soltau, Schneverdingen, Heber, Munster, Neuenkirchen, Bispingen und Hützel in den gastlichen Ort Hützel zusammengekommen.

Mancher, der vielleicht geglaubt hatte, die Hützeler Wehr würde den Anforderungen der Uebungen und Manöver die wir auf den Verbandstagen zu sehen gewöhnt sind, nicht gewachsen sein, sah sich angenehm getäuscht. Die Hützeler Wehr hat gestern gezeigt, was energische zielbewußte Führung und freudiges Mitarbeiten, sowie Unter- und Einordnen zustandezubringen vermag. Wenn jeder Ort hier im Kreise seine Wehr so auf der Höhe hätte, wie die gestern gezeigte Hützeler Wehr, es würde manches um unser Feuerlöschwesen noch besser bestellt sein können.

Die mittels Autos, Lastautos, Rad und der Bahn eintreffenden Kameraden der verschiedenen Wehren wurden von 12 bis 1 Uhr von dem Festausschuß empfangen und, nachdem sich die Gäste alle in recht stattlicher Zahl versammelt hatten, nach dem Exerzierplatz der Wehr geführt. Hier zeigte die Hützeler Wehr was sie in fleißiger Arbeit eingeübt hatte.

Sehr viel Einwohner aus Hützel und der näheren Umgebung hatten sich zu den Uebungen eingefunden und damit auch bewiesen, daß das Interesse an der Feuerwehr immer festere Wurzeln schlägt. Die von der Hützeler Wehr gezeigten Exerzier- und Geräteübungen waren gut. Ruhig und exakt wurde jedes Kommando gegeben und ausgeführt. Dieselbe Ruhe, Sachlichkeit und Sicherheit bewies die Wehr auch bei dem sich hieran anschließenden Manöver an zwei angenommenen Brandstellen. Nach harter Arbeit wurde „Wasser Halt!“ geblasen.

Nach beendigtem Manöver hielt der Vorstand des Kreisverbandes dann im Köster´schen Saale eine Sitzung ab, die sich bis gegen 3 ½ Uhr ausdehnte. Um 3 ¾ Uhr fand dann die

eigentliche Verbandstagung

unter dem Vorsitz des Kreisbrandmeisters, Kamerad Wiegels – Soltau, statt. Letzterer begrüßte in besonderem die alten Veteranen, die treu dem Wahlspruch „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ an der Tagung teilnahmen und dadurch ihr Interesse bekundeten. Leider musste im letzten Jahre die Kreistagung wegen der Zeitverhältnisse ausfallen. Die Anzahl der Wehrmitglieder des Kreisverbandes vor dem Kriege ist fast wieder erreicht worden, es fehlt nur ein Mann. Im Jahre 1922 hatte der Verband 443 Mitglieder und heute (1924) zählt er 452. Wir müssen, so sagte Kamerad Wiegels, immermehr danach streben, noch weitere Kreise den Feuerwehrwesen zuzuführen; damit wir stark werden, jederzeit eingreifen und unsern Mitbewohnern helfen können.

Der Schriftführer, Kamerad Böning – Soltau, verlas nun das Protokoll der letzten am 25. Juni 1922 in Neuenkirchen stattgefunden Tagung. Das Protokoll wurde, da es zu Ausstellen keinen Anlaß bot, von der Tagung genehmigt. Desgleichen erstattete Kamerad Böning noch kurzen Bericht über die Kassenverhältnisse. Vom Jahre 1921 wurde eine Schuld von 37,85 Mk. übernommen. Vom Kreise wurden 300 Mk. eingezahlt, die aber die entstandenen Unkosten im Jahre 1922 nicht deckten, sodaß wieder ein Defizit von 12,85 Mk. am Ende des Jahres verblieb, welches dann in liebenswürdiger Weise der Kassenprüfer quittierte. Die Rechnung war von den Kameraden Eickhoff und Rodehorst geprüft und für richtig befunden worden. Entlastung und Dank der Versammelten wurde durch den Vorsitzenden dem Kassenprüfer darauf ausgesprochen.

Der weitere Punkt der Tagesordnung betraf den Austausch der in den beiden letzten Jahren bei Bränden gemachten Erfahrungen. Hierzu teilte der Vorsitzende des Kreisverbandes als Vorsitzender der Soltauer freiwilligen Wehr mit, daß die Soltauer Wehren nur einmal, im Oktober 1923, gelegentlich eines Scheunenbrandes beim Gastwirt Albers in Tätigkeite traten. Der größte Teil der unteren Scheune blieb damals stehen. Es haperte bei der Wassergebung, namtlich an dem einen Notbrunnen, der nur für Feuerlöschzüge dienen soll. Besser wäre es, wenn derartige Brunnen normal zur Wassergebung benutzt würden und nicht nur bei Feuersgefahr.

Die Bispinger Wehr hatte ebenfalls nur einen Brand, der aber soweit vom Orte bezw. einer Wasserstelle lag, daß an ein Löschen nicht gedacht werden konnte. Die Tätigkeit beschränkte sich auf ein Rettungswerk. Die ebenfalls erschienenen Feuerwehren von Behringen und Hützel konnten aus genannten Grunde nichts ausrichten. Bei dieser Gelegenheit wurde aus der Mitte der Tagung heraus angeregt, daß in jeder Feuerwehr Feuerlöschapparat „Minimax“ oder ähnliche Apparate, noch besser aber auch die leicht transportablen Kübelspritzen vorhanden sein müssten, denn diese erste Hilfe sei stets die beste.

In Heber wurde ein durch Blitzschlag entstandenes Feuer abgelöscht und konnte das Wohnhaus durch das schnelle Eingreifen der Wehr gehalten werden, da auch die Wasserverhältnisse dabei gute waren.

Hützel hatte keinen Brand. Die Munsteraner Wehr konnte bei dem Feuer vom (?) Töpingen nichts mehr ausrichten. Da bei dem Brand in Alvern die Wasserverhältnisse schlecht waren, konnte die Munsteraner Wehr auch dort wenig machen. Die Gemeinden müssten im eigenen Interesse noch viel mehr Gelder zur Verbesserung des Feuerlöschwesens verausgaben. 

Die Neuenkirchener Wehr konnte im Winter einen Schornsteinbrand durch Minimax-Apparate ablöschen, ebenso einen Heidebrand durch Büsche abdämmen und einen Brand in Kempen löschen. Alle drei Brände waren aber nicht von belang. Die Schneverdinger Wehr hatte keinen Brand von größerer Ausdehnung zu verzeichnen, nur einen kleinen Werk- und Schornstein-Brand.

 Angeregt wurde, daß möglichst alle Hausbesitzer sich eine kleine Handspritze anschaffen müssten, um bei ausbrechendem Brande sofort die Löschung vornehmen zu können. Ein großer Uebelstand bei allen Bränden ist stets die Wasserfrage, worunter wir ja alle mehr oder weniger leiden. In den einzelnen Gemeinden müsste noch vielmehr danach getrachtet werden, daß die Wasserzufuhren gut organisiert würden, damit ein jeder weiß, was er bei ausbrechendem Feuer zu tun und zu leisten hat.

Ueber die Beurteilung der Manöver und Schulübungen konnte der Vorsitzende nur Gutes berichten. Die vorgeführten Uebungen sind, so führte Kamerad Wiegels aus, in einer derartigen Weise gezeigt worden, daß der Gesamtvorstand nur zu dem allgemeinen Urteil „Gut“ kommen konnte, abgesehen von einigen Kleinigkeiten. Das Fußexerzieren wurde exakt ausgeführt, Manöver, Alarm und Anmarsch waren gut, Wassergebung erfolgte innerhalb 4 Minuten. Auch die Uebungen der Steiger zeigten, daß trotz der beschränkten Geräte doch Gutes geleistet werden kann. Die Gemeinde Hützel wird hoffentlich der Wehr recht bald noch eine Ansatzleiter stiften. Im übrigen kann die Gemeinde stolz auf ihre Feuerwehr sein, deren Leistungen die volle Zufriedenheit errungen hat. 

Der nächste Verbandstag wird im nächsten Jahr in S o l t a u stattfinden und wird dann die Freiwillige Feuerwehr der seitgebende (vermutlich = gastgebende) Verein sein. Für 1926 hatte sich schon Heber gemeldet.

Von Kamerad Röhrs – Neuenkirchen wurde die Anschaffung von Signal-Nebelhörnern, die sich in der Praxis bestens bewährten und auch kürzlich in Visselhövede vorgeführt wurden, angeregt. 

Gegen 4.30 Uhr (= 16.30 Uhr) wurde die Tagung vom Vorsitzenden mit einem Dank an die Gemeinde Hützel, die den Ort so besonders schön geschückt habe und einem dreifachen Hoch auf die Hützeler Wehr geschlossen.

Ein Festzug der verschiedenen Wehren marschierte gar bald darauf vom Ehlbeckschen Lokale durch die verschiedenen Straßen mit den so sinnreich hergestellten Guierlanden und löste sich dann gegen 5.30 Uhr (=17.30 Uhr) auf der Wiese vor Ehlbeck´s Lokal auf. Ein Festball im großen Zelt vereinigte die Festteilnehmer noch einige fröhliche Stunden. Die Hützeler Wehr kann mit Stolz auf den gestrigen Tag zurückblicken.

Weitere Dokumente aus dem Jahre 1924 befinden sich nicht in Wiegels Kreisfeuerwehr-Verbands-Akte. Dort geht es mit dem Jahr 1925 weiter.

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